Und wenn ich eben traurig bin, wenn ich im tiefsten Zweifel stecke und nur noch an den dunklen Tod denke, dann soll ich das tun. Dann soll keiner mir eine Predigt halten, dass es besser wird, dass es unsinnig ist zu Jammern und zu Klagen. Dass ich mich nicht so anstellen soll, nicht so schwach sein soll. Denn all das, all die Scheiße die aus mir heraus quillt bin ICH. Und ich war nie anders. Ich habe als kleines Kind an den Tod gehangen und wollte sterben und hasste das leben, und das hat sich heute kein Stück geändert. Keine Reue mehr, dass ich irgendwen belästige oder nerven könnte. Denn ich bin diejenige, die die ganzen Fäkalien einen Platz gibt, wo sonst nur das ganze verdammte Glück steht.
Die Kanalisation der Gefühle.
Der Untergrund und Tiefpunkt emotionaler Leiden.
Depression, die viel zu lange weggekehrt wurden, wo man hätte darüber sprechen sollen. Suizid, der verschwiegen und verschleiert wird, aber in jedem Kopf steckt, wie das rostige Messer im Herz. Hilflosigkeit, der die Hand gereicht wird, die man nie zuvor bemerkt hatte.
Ich muss mich an das Telefonat mit Nadia erinnern. Sie ist da. Sie ist mir nahe. Sie weiß es. Sie hilft. Nur drei Minuten und meine Ehre war wiederhergestellt, die ich verloren glaubte.
Aber was ist schon Ehre in diesem Abgrund der Welt?