Nathan Wagner – I Miss You
Man kann nicht einfach sagen, es soll aufhören, stop, ich will das nicht mehr. Man muss es ertragen. Weil Gefühle eine Naturgewalt sind, die man nicht einfach aufhält, wenn sie einmal da sind. Sie bleiben, so lange sie bleiben müssen. Sie sind da, solange bis sie wieder verschwinden. Ich weiß nicht einmal woher sie kommen und warum sie mich dermaßen aus der Bahn werfen und zerreißen. Meine Gefühle übermannen mich und sind wie ein unaufhaltsamer Sturm. Ich kann sie nicht kontrollieren. Sie beherrschen mein Denken und meine Handlung, ich bin ihre Marionette und scheinbar wirkt nichts außer die Kraft von außen. Sie sagen skillen, aber das ist nur ein kleiner Teil, eine Ablenkung, die wahre Kraft ist und bleibt ungezähmt und kann nicht einfach ‚weg geskillt‘ werden, man muss sie ertragen, aushalten, überwinden.
Der Löwe hält mich fest, wenn ich es nicht kann. Er verliert den Glauben nicht, wenn ich mich längst verloren glaube. Er bleibt ruhig, bleibt bei mir und hält mich im Arm, bis die Tränen versiegen und bis ich wieder atmen kann. So sanft, dass wir beide einschlafen und unsere stürmischen Herzen beruhigen.
Dennoch passiert es in letzter Zeit zu oft. Bin ich zu angreifbar geworden? Wird die Instabilität zu einem Dauerzustand? Wie lange wird der Löwe noch für mich stark sein, bis er selbst daran zerbricht? Denn immer wieder schreien mich meine Dämonen an, dass ich es nicht verdient habe, dass alles um mich herum kaputt geht und jeder in den Abgrund gerissen wird, der bei mir ist. Deswegen ist es besser allein zu sein, um anderen nicht zu schaden. Weil ich eine Krankheit bin, die alles und jeden infiziert und vernichtet.
Mein Kerker ist kleiner geworden und die Haut enger in der ich lebe. Ich habe gemerkt, dass es mir fehlt mit Menschen zu sprechen und dass es meine Schuld ist, weil die Angst mich lähmt und mir die Worte raubt. Es schnürt mir förmlich die Kehle zu und macht mich unfähig irgendeinen Ton heraus zu bringen oder irgendetwas anzusprechen. Das gleiche Leid wie immer. Ich brauche jemanden um mich zu erweitern. In Worte und Sprache finde ich Wachstum. Aber im Moment fühlt es sich wie Stillstand oder Rückgang an. Ich verkümmere und es scheint als wäre es meine Schuld.