Die viele Zeit ist trügerisch. Sie dämpft alles andere und lässt alles schneller vergehen und vergessen. Nichts ist mehr greifbar, alles im Dunst verschwunden. Vieles bleibt liegen, anderes wird gemieden. In meinem Kopf so viele Stimmen und Bilder. Laute Gedanken und Schreie. Gleichzeitig ganz taub und stumpf. Leiser als ein Echo. Eingehüllt in einer Blase aus grau. Nur dumpf dringt irgendwas durch. Dann zuckt es kurz auf und ist wieder fort. Ich weiß nicht, ob ich es vermisse, wieder mehr zu fühlen und mitgerissen zu werden oder ob ich froh sein soll über diese Stille, die mich zu erdrücken droht und mich zurück lässt mit den Fragen, ob das alles so sein muss. Ist das der Punkt an dem man merkt, das man alt geworden ist. Ich, die niemals so alt werden wollte, so alt werden sollte. Es fühlt sich noch immer wie ein weggeworfenes Leben an. Ungelebt und ungeliebt. Wenn diese Monotonie länger anhält, habe ich angst etwas dummes zu tun. Irgendwas in mir, verlangt nach Aufmerksamkeit und will provozieren. Etwas anderes ist müde geworden und will nicht mehr kämpfen und sich nur noch verstecken.
Was ich eigentlich sagen wollte, ist, dass es leer in mir geworden ist. Emotional wütet kein Sturm mehr und kein Orkan bläst mich fort, nichts weht mich um. Ich weiß, dass das in Ordnung ist. Dass es sich so anfühlen muss und das die Ruhe besser als jede Aufregung ist. Dennoch wage ich nicht daran zu glauben, dass das für immer ist. Denn die Angst lebt mit mir und geht Hand in Hand mit all meinen Schritten. Ich weiß noch immer nicht was ich will, wer ich bin oder was das hier alles soll. Ich weiß nur, dass es sich noch immer nicht anfühlt, als wäre ich in dieser Gesellschaft integriert. Eher wie ein Fremdkörper und jede Begegnung ist Schmerz. Jedes Mal wenn ich die Wohnung verlasse, will ich wieder zurück und am liebsten für immer in den vier Wänden bleiben. Dort ist es sicher, aber langweilig.