Wunde

Wenn man diesen Körper aufschneiden würde, tümmelt sich das Gewürm in meiner Brust. Fauliges Leben siecht vor sich hin. Wie unter diesen Bedingungen weitermachen? Wie geht das? Tage in denen ich nicht mehr kann, in denen meine Kehle zugeschnürt und meine Augen feucht sind. Atmen, ich kann nicht mehr atmen und du hattest Recht als du gesagt hast „So wie du es anstellst, fällt dir selbst atmen schwer.“ Worte die nicht mehr aus dem Kopf zu kriegen sind. Parasitenstränge in meinem Hirn. Kein Wort entspricht mir. Kochendem Wasser gleicht, brodeln diese Gefühle in mir, machen jeglichen Versuch die Realität wahrzunehmen zunichte. Hier ist nichts mehr real. Es tut nur noch alles weh.

Wäre schön, mich nicht ablenken zu müssen. Nicht verletzt fühlen, nicht schwindelnd werden vor falschen Gedanken, die sich in mein Hirn pflanzen, unfähig sie herauszureißen. Wäre schön, einfach gar nichts mehr fühlen zu  müssen, dass mir wehtut. Wie fühlt sich Glück an oder spüre ich es längst und habe es vergessen?

Du hast gelernt die richtigen Sachen zu sagen, aber nicht, wie sie sich anfühlen. Du hast gelernt, immer nach den richtigen Dingen zu fragen, aber nicht, was dich wirklich interessiert.

Es bringt mich um. Stück für Stück. Dieses Gefühl ist grausam und ich, nur ich kann lernen, dass es nicht nur Schmerz ist, sondern ein Lächeln draus werden kann. Wie schwachsinnig. Wie Widersinnig. Ich will nicht mehr Kämpfen, keine Kämpfe die ich immer wieder führen muss.

Irgendwie war alles falsch. Die Gedanken haben es falsch gemacht. Niemand darf dich anfassen. Niemand darf bei dir sein. Niemand darf… wie dumm ich doch bin. Wie egoistisch und abscheulich. Nein, ich würde mich nicht mal in 100 Jahren lieben. Mag ich schön sein, mag der Körper noch jung sein, bin ich innen hässlich und alt. Ich wider mich an. Ich wider mich so sehr an, dass ich dieses Fleisch von der Haut kratzen will, damit alle diese Hässlichkeit endlich sehen können.

Und es lähmt mich. Ich kann mich nicht wehren, ich fühle mich wie an Ketten gelegt unfähig mich zu bewegen. All diese Gelegenheiten ungenutzt verstrichen. Nichts davon genutzt. Und wie einfach es aussieht, wenn andere es tun. Ein Streicheln hier, ein Kopf auf die Schultern legen dort, die Hand nehmen, die Finger auf die Haut legen. Es ist nicht möglich. Nicht in diesem destruktiven Zustand. Es ist ein Hürde, hoch wie eine elf Meter Wand. Ich kann sie nicht bezwingen, ich kann nur weinen und klagen, jammern und wimmern.

Ich hatte ein Bild im Kopf. Ein irres wildes Bild. Wenn ich mich nun an den Handgelenken aufgeschnitten hätte. Wenn ich die fremde Hand genommen und ihre Finger über diese Wunde streicht. Welche Ausdrücke, welche machtvollen Gefühle würden sich dann entwickeln? Und wie tief wäre ich dann gesunken? Manche Schnitte, sind nicht sichtbar.

Existenz(en)

Abschnitte verleugnet. Gelogen um dem Schicksal zu entkommen. Irgendwo liegen geblieben und nicht wieder gefunden. Verschüttet von grauer kalter Asche. Weck mich auf, dass ich endlich wieder leben kann.

Mir geht es nicht gut. So leicht gesagt und so wenig geholfen. Ich möchte nicht wieder in die weißen Wände. Ich  möchte nicht in dieses sterile steife Bett, diese leeren Tage und diese Hilflosigkeit zurück. Da wo ich hin soll, das was sie raten. Gespräche, die mich zum scheitern bringen. Eine Frau die mir nicht zuhört. Viel leichter ist der Gedanke an den Tod. Der Gedanke irgendwas schädliches zu mir zu nehmen. Auf Arbeit war da dieses Messer und es hat so leise gesprochen, hat fast gefleht. Ich hab es angestarrt, hab es angesehen wie etwas neues, eine neue Möglichkeit. Ein anderer Rahmen, mit falschen Gedanken. Wenn ich nur genug Mut hätte. Aber sie dafür verlassen? Verlieren? Es gibt nichts besseres als sie. Auch wenn viele Gründe ein Schmerz hervorruft und Zweifel und eine Ausweglosigkeit. Ist sie das Beste in diesem Leben.

Ich weiß nicht, wie ich die nächsten Tage überlebe. Ich weiß nicht, ob ich nicht irgendwann doch einknicke, durchdrehe, der Stöpsel sprengt und ich was dummes tue. Es drängt mich danach frei zu sein. Im Kopf. In der Welt. Aus der Welt.

Nur noch traurig. Eine jämmerliche Gestalt. Wie er noch  bei mir bleiben kann ist mir ein Rätsel. Seine Wohnung sieht aus wie der dritte Weltkrieg, weil es in mir nicht anders aussieht. Ich würde gern woanders sein. Allein. Doch wie ich sehe, geht das nicht mehr. Denn wenn ich allein bin, ist es gefährlich. Wie kann ich für jemanden da sein, wenn ich nicht einmal für mich da bin?

Zerrissen. Immer mehr. Alle Stricke beginnen zu reißen.

Es scheitert an so einfachen Dingen, wie aufstehen, raus gehen, reden. Selbst kleine Treffen werden nicht wahrgenommen, weil die Wahrnehmung so fraktal ist. Ich schaff es nicht. Dinge, die ich so gerne sagen würde, mitteilen muss, gehen unter in diesem Schmerz. Diesem scheiß egoistischen Leid, das mich umwandert.

Aufwachen

Wenn es mir schlecht geht, bist du nicht mein erster Gedanke. Du bist nicht mehr in mir. Du hast dich ausgelebt, rausgelebt. Ich bin jetzt allein, stark genug. Ich denke nicht daran, dass du mir noch helfen kannst. Du wirst nicht mehr meine Rettung sein. Ich habe mir selbst geholfen. Wenn es mir schlecht geht, denke ich höchstens daran aufzugeben, das Leben zu nehmen und dann sogar nach anderen Lösungen zu suchen, weiter zu leben. Obwohl ich nicht mehr weiß wofür ich leben soll. Und das, wo es genügend Gründe gibt. Es sind genug Menschen da, die sagen, zu mir zu stehen, nicht weggehen und bei mir bleiben. Aber ich kann sie nicht mit all meinen Fehlern belasten, nicht jedes Mal am Boden zu ihnen kriechen und mich aus dem Dreck ziehen lassen. Kein Mensch hält das aus. Kein Mensch soll das ertragen. Irgendwann verschwinde ich, irgendwann hat das ein Ende. Ein Ende welches ich immer noch jeden Tag ersehne. Es ist noch ein weiter schwerer Weg, die Sonne am Horizont ertragen zu können und nicht mit diesen Worten aufzuwachen.

Wenn man mit Scheiße aufwacht, kann der Tag nur Scheiße sein. Zu viel im Kopf auf alter Last aufgebaut, als dass es neu wirken könnte. Gefangen in den Konstrukten verbrauchter Hilfe. Die Welt ist nicht mehr wie damals, das haben meine Gefühle nur noch nicht begriffen, deswegen tut es weh.

Ein weiteres Mal hast du dich in meine Träume geschlichen. Warst der Lehrer, der du immer gewesen bist. Es gab verschiedene Bilder, Textstellen, Artefakte, die wir interpretieren und mit der Liebe in Verbindung bringen sollten. Mein Blatt ließ ich leer, starrte darauf, fühlte wie mich die Krankheit umklammerte, die in meinem Kopf schrie. Ich spürte die Grenze und nahm meine Flucht deutlich wahr. Ich muss das hier nicht machen, dachte ich, ich kann entfliehen, brauche nur ein Wort zu sagen, wenn du fragst. Aber ich blieb stumm und kämpfte eine Stunde mit dieser Aufgabe ums Überleben. Und als du das leere Blatt eingesammelt hast, hast du mich mit Ignoranz gestraft, nichts gesagt, lässt mich außen vor, als existiere ich nicht einmal. Für mich ist Liebe nichts weiter als ein leeres Blatt Papier.

Dann stolpert die Szene. Ich bin mit Maru und Nadine auf einem Fest, sie verkaufen etwas und wollen dort sein. Dafür braucht Maru noch eine Bescheinigung und wir gehen in das Gebäude hinein. Da bist du wieder, telefonierst auf Französisch, mit Gott und der Welt. Und ich reiße meine Witze mit Maru, du hörst uns und schaust etwas verkehrt, gehst an uns vorbei und ich folge dir mit den Blicken. Später fahren wir mit dem Auto hinaus, dieser kleine blaue Chevrolet von Maru. Und da stehst du in der Mitte des Tores und ich schreie zu Maru, schneller, halt voll drauf zu und lache wie eine Irre, ehe mir dieser Fehler bewusst wird, diese Dummheit, die in meinem Kopf sitzt. Danach bin ich traurig, wütend und hasse mich.

Ein weiterer Sprung. Und wir sind in einem Laden. Ich gehe voran, schaue mich um, aber meine Gedanken sind noch woanders und hassen mich. Dann sehe ich einen Kunden, zwei Polizisten und dich. Anschließend fliegt mein Blick auf die Waffen der Polizisten. Dann wieder auf dich und ich kann nicht anders, weil dieses Leben so schmerzt, nehme ich mir die Pistole, stelle ich dämlich beim Entsichern und, erst beim dritten Mal, schaffe ich den Abzug zu drücken, die Kugel löst sich und Schmerz breitet sich in meinem Kopf aus. Der Körper fällt zu Boden, ich sehe noch alles, fühle mich frei, schwerelos. Bin noch da, du schaust zu mir herab, du bist nicht traurig, nicht entsetzt, es ist mehr… eine Erleichterung. Ich habe Angst, was Maru fühlt, wenn sie mich hier sieht. Tod. Dann wache ich auf, spüre noch den Schmerz in meinem Gaumen, da wo die Kugel Löcher gerissen hat. Und seufze.

Ich habe mich an den Schmerz erinnert, den Schmerz den du hinterlassen hast, als du mich das erste mal verlassen hast. Du bist wie Sand, der mir durch die Finger rutscht, unmöglich dich aufzuhalten, weil du längst frei bist und ich unfähig irgendwen festzuhalten. Dennoch ist dieses Gefühl  präsent, wie etwas das mir entgleiten könnt, allzu schnell. Immer der Gedanke, dass niemals genug Zeit für uns ist. Dass du zu schnell verschwinden könntest, wieder aus meinem Sichtfeld, aber nie aus meinem Kopf.

 

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