Tollkirsche

Eydís Evensen – Brotin

Die Sache ist doch die, und sie ist immer die gleiche, dass man niemals von denjenigen geschätzt und geehrt wird, von denen wir es uns wünschen. Diejenigen, bei denen wir uns besonders anstrengen, denen wir Lebenszeit, Kraft und Mühen schenken und das alles daneben geht. Als wäre vor uns ein schwarzes Loch, dass alles aufsaugt, aber nichts zurück gibt. Man strengt sich so sehr für jemanden an, geht über seine Grenzen und über seine Moral, verbiegt sich manchmal komplett nur um jemanden zu zeigen, wie sehr man ihn schätzt, ehrt und mag, vielleicht sogar liebt. Doch all das bleibt unerwidert. Diese Geschichte kennen wir alle. Ich verstehe nicht, warum es diese Geschichten gibt. Ich verstehe aber auch nicht, warum es nicht genügt von denjenigen gemocht und wert geschätzt zu werden, die es erwidern oder sich sogar noch mehr Mühe geben, als man selbst. Warum dieser Kreis, gar kein Kreis ist, sondern eine Sackgasse. Warum ist es schwerer denjenigen seine Kraft und Liebe zu schenken, die es erwidern und wert sind, anstatt denen hinterher zu werfen, die sie am Ende in den Müll werfen? Warum machen wir uns damit kaputt diesen Gestalten hinterher zu hecheln, die nicht einmal eine Belohnung für uns übrig haben? Warum machen wir sogar weiter, ob all der Enttäuschung und harten Verletzung? Warum tappen wir immer wieder in die Falle und hören nicht auf uns kaputt zu machen? Liegt da ein tieferer Sinn dahinter oder ist es, weil wir uns so sehr an diesen Schmerz gewöhnt haben, dass wir ihn für die einzige Zuneigung halten, die wir verdient haben?

Wenn ich ein Mittel dagegen hätte, wenn ich den Menschen, die mich mögen und die es ernst meinen, die mich wertschätzen, wenn ich diesen Menschen nur genauso viel schenken könnte, wenn ich ihnen genauso viel biete, dann würde ich das tun. Ich bemühe mich und ich erkenne wer es wert ist und distanziere mich von denen, die es nicht sind. Aber manchmal werde ich getäuscht von dem süßen Gift dieser gefährlichen Früchte und stürze in die Gefahr dieser törichten Dummheit. Dann muss ich mich erinnern und zügeln um nicht die tausend Male zuvor zu wiederholen, die niemandem gut tun.

Wahnstimmung

„Die Wahnstimmung ist ein unspezifisches Gefühl des Kranken, dass „etwas in der Luft liegt“, dass etwas mit ihm passieren wird. Der Patient ist vermehrt sensibel gegenüber äußeren Reizen, die im Sinne einer Wahnwahrnehmung verkannt werden. Die Wahnstimmung führt zu Ängstlichkeit, Fassungslosigkeit und Verzweiflung.“

Etwas kratzt ganz deutlich an meinen Sinnen. Es ist das Gefühl, als wäre ich nicht normal, als wäre Etwas nicht normal. Es stimmt etwas nicht und juckt unter der Schädeldecke. Eine Eingebung oder ein Gefühl dass man auf keine erklärbare Weise formulieren kann und dennoch so unweigerlich prägnant ist, dass man es nicht ignorieren kann. Irgendwas schabt ganz deutlich in meinem Bewusstsein. Aufzuckende Bilder, flackernde Aufnahmen, als würde man ganz schnell das Licht aus und an knipsen und immer ein anderes verzerrtes und grauenhaftes Bild zeigen. Das Gefühl, dass man den Verstand allmählich verliert macht sich breit und verlangt nach Aufmerksamkeit.

Ein Druck auf den Ohren und Augen, etwas das meine Organe zusammen klammert. Einerseits erweckt es Schrecken und andererseits Sehnsucht. Es bestätigt all das Kranke und Dunkle in mir und vernichtet all das Erbaute und Heile, dass ich erschaffen habe. Sollte ich also wachsamer sein oder nachlässiger werden? Es sollte mir egal sein, aber den Zustand der Gleichgültigkeit kann ich nicht wiederherstellen. Was bleibt ist Irrsinn der weder schwach noch stark ist. Der mich nur verwirrt und aus der Bahn wirft für kleine Momente, wenn ich nicht aufpasse. Wie flattrige Schatten, die um mich herum surren und ihre Klauen nach mir ausstrecken, die dann durch mich hindurch fahren. Nichts das beunruhigen sollte, nur ein kleines Aufbegehren nach Aufmerksamkeit durch Vernachlässigung oder Langerweile.

Mad World – Gary Jules

Keine Liebe

Nicht für jeden ist es bestimmt Liebe zu finden und wenn man sie einmal gefunden hat, wenn man sie einem Menschen schenkt, ist es auch nicht immer gegeben, dass diese Liebe erwidert wird. Mein Leben war gehäuft von diesen Ereignissen. Ich habe geliebt, ich habe so sehr geliebt, mich hingegeben mit der letzten Faser meiner Seele, alles gegeben, doch alles umsonst. Jemand so empfindsames wie ich, sollte nicht so viel Abneigung erleben, nicht so viel Leid ertragen und so viele Blicke voller Bosheit und Feindschaft – nicht wenn es um Liebe geht. Nicht für jeden hat die Liebe ein Happy End. Für mich war sie niemals etwas erstrebenswertes, nie etwas schönes, nicht mal im Ansatz brachte sie mir Glück oder ein gutes Gefühl. Viele Male wurde ich gebrochen, bis nichts mehr zu reparieren war, bis die Scherben zu Staub wurden. Ich wurde von der Liebe verraten. Für mich ist das nicht der Weg den ich noch gehen will und es ist besser lieber allein zu sein, als von ständigem Schmerz umgeben. Wie viel Drama um sie gemacht wird, wie viel Tränen ihretwegen fließen und wie viel Gräueltaten aus ihr entstehen – jeder in der Selbstsucht gefangen, das dies der einzige Sinn im Leben sei.

Heute bin ich so zerbombt von diesem Gefühl, dass meine Angst alle Emotionen verschluckt und ich mich unwohl fühle, wenn ich nur daran denke. Gleichzeitig klafft dieses unermesslich tiefe und leere Loch in mir, die Sehnsucht einmal das zu haben, was für manche so normal ist. Die Erwiderung von einem schönen Gefühl, das Lächeln und das Glück, dass damit einhergehen kann, die Hoffnung auf eine Zukunft die man nicht allein durchstehen muss. Dennoch fehlt in mir der Glaube, dass ich jemals wieder dazu fähig bin vergleichbares für irgendjemanden zu empfinden. Es ist blass um mich geworden. Die Farben verschwinden und der Blick nach vorne ist trüb.

Mantus – Keine Liebe

Nicht bereit

Viel liest und hört man davon, dass psychisch Kranke, dass jene Betroffenen, über ihre Erkrankung und Gedanken, über ihr Päckchen und ihre Last reden sollen, reden müssen. Aber das ist falsch. Ich finde diesen Ansatz komplett falsch formuliert und in die Welt getragen. Es ist gefährlich. Die Wahrheit ist, dass die Gesellschaft dafür überhaupt nicht bereit ist. Wie kann jemand mit dieser gewaltigen Flut der Dunkelheit umgehen, der sich im Sonnenlicht und Freude aalt? Der die Nacht niemals erlebt hat und sich für gewöhnlich weit entfernt davon aufhält? Dem niemals dieses unsägliche Leid zerfressen hat?

Ich, als Betroffener, bin schon vielen Menschen begegnet, auch vielen die in sozialen Berufen tätig sind, die mit psychisch Belasteten zu tun haben und dennoch Schwierigkeiten damit haben, all das Gesagte zu verarbeiten oder angemessen zu reagieren. Ich stemme mich gegen diese populäre Aussage, dass man über Depressionen, Suizid und andere psychische Erkrankungen unbedingt reden soll. Nicht mit allen und nicht mit jedem. Man soll es nicht in die Welt hinaus posieren, weil die Welt einfach nicht bereit dafür ist. Aber in dieser scheinheiligen Gutmensch-Gesellschaft will man den Glauben vermitteln, dass jeder gehört werden soll, darf und muss. Doch so wie sich alles entwickelt, glaube ich nicht daran. Kinderbücher werden zensiert. Sprache wird vergendert. Filme nicht mehr ausgestrahlt. Lebensmittel umbenannt. Aber niemand ist bereit die dunkelste Wahrheit zu hören. Sie alle verweichlichen an ihrem Gehabe eine bessere Welt zu schaffen, in der sich niemand verstecken muss oder beleidigt wird. Dabei ist das Versteck der einzig sichere Rückzugsort um von all dem Wahnsinn einmal Abstand zu nehmen und sich sammeln und genesen zu können.

Ich habe mich Personen anvertraut und ich wurde ernüchtert, weil wenn man darüber redet nicht immer hilft und nicht immer gut ist, weil der Zuhörer zurückweicht oder alles nur noch schlimmer macht. Nichts davon soll verallgemeinern. Doch der Slogan „darüber reden“ muss mit Vorsicht genossen werden. Manchmal ist Schweigen die bessere Variante. Und Manchmal ist oft.

Klapperhorn

Du weisst nicht, was dich erwartet.

Irgendwas ist immer

In der Theorie sind Theorie und Praxis gleich. In der Praxis nicht.

Ysardssons Welt

Science Fiction und Fantasy

Der verwunschene See

Im Märchenland

Neues aus Absurdistan

Ist es möglich, sehenden Auges die Absurditäten unserer Zeit wahrzunehmen, ohne daß einem der Mund überfließt?

Kayla McCurdy's Blog

Write the truth as you know it, as you feel it and as you learn from it.

Strange Trails

“The core of man's spirit comes from new experiences.” ― Jon Krakauer, Into the Wild

Deus Ex Teacup

Paperplanes are a way of communication, too.