Habe ich alles gegeben. Alles mitgenommen. Alles erlebt, was erlebbar war. Ich habe die Zeit genutzt. Ich habe die Angebote angenommen. Ich habe den Frühling, den Sommer, den Herbst und den Winter gelebt.
Der Frühling schenkte mir eine unvergessene Freundschaft, den Eindruck lieber Menschen an einem fernen Ort im Norden. Ich habe Schwerin kennengelernt, auf engstem Raum mit jemandem geschlafen und Geschichten erzählt. Die Ostsee hat mich mit ihren salzigen Armen umarmt und die Nachmittage mit Kakao und Kuchen waren himmlisch. Das gemeinsame Kochen, das gemeinsame Sein ob großer Schwierigkeiten, nun eine unvergessliche Erinnerung, die das Jahr durchzog.
Den Sommer habe ich ausgekostet in all seiner Hitze. In Seen war ich baden. In vielen Gewässern schwimmen. Ich habe liebe Menschen kennengelernt, die immer noch da sind und sich freuen, wenn ich da bin. Auch wenn manche Menschen ein anderes Gesicht zeigten, blieb etwas besonderes bestehen. Der Sommer schenkte mir nicht nur Wärme und heißen Sonnenschein, sondern auch Erfahrungen und Erlebnisse. Alles wurde gekostet. Das Eis, die Sonnentage, fremde Haut.
Der Herbst blies mich beinahe wie ein Orkan um. Er stürzte mich fast in den Abgrund. Ließ meine Erfahrung weiter schwillen. Eine kurze prägsame Reise, die mir zeigte, das dies nicht der richtige Weg ist. Das Weglaufen nie eine Option war. Das Nähe nicht dadurch geschaffen wird, indem man sich entfernt. Der Herbst trieb mich zurück zu den Wurzeln und zeigte mir was ich habe. Er offenbarte mir, dass ich mehr besitze, als ich glaubte. Das die Familie, nicht nur ein unliebsames Konstrukt sein kann, sondern auch eine Stütze und Hilfe in der Not. Das Familie mit den Krisen wächst und sich zu etwas Gutem formt.
Der Winter krallte sich in mein Fleisch und zerriss es beinahe. Er war hart und kalt und ich habe jedes Jahr angst vor dieser Jahreszeit. Vor allem wenn man sie allein durchstehen muss. Aber ich bin nicht mehr allein, dieses Gefühl existiert kaum noch. Ich habe Menschen um mich, die mich lieben, die mich schätzen, die nur Gutes wollen und mich verdient haben. Mir wurden die Augen geöffnet. Ich kämpfte mich wieder hinauf. Konnte Lächeln ganz ohne Anstrengung, finde Freude in den gemeinsamen Tagen, an denen wir uns gegenseitig bei einem Punsch wärmen und Erfahrungen teilen. In dem der Gewinn darin besteht, einander da zu sein und zum Lachen zu bringen. Zeit zu verschenken und zu genießen. Ich bin dankbar dafür.
Das Reden tut gut. Ich fand in all dem Chaos mich selbst, auch wenn ich mich in vielen Teilen verloren habe, setze ich mich Stück für Stück wieder zusammen. Es war ein turbulentes, aufregendes, verwirrendes, stürmisches, unerwartetes, chaotisches Jahr. Ich will es nicht missen, aber ich möchte es auch nicht wiederholen wollen. Denn es gab Hürden zu überstehen, die sich niemand wünscht, zu überstehen. Dinge, die sich niemand wünscht, das sie passieren. Neben all den Verlusten, der Tragik, des Gescheitertseins, habe ich auch vieles gewonnen und dafür bin ich Dankbar. Dankbar an die Menschen die geblieben sind, die an meiner Seite bleiben und mich nicht allein lassen.
Eines habe ich besonders gelernt in diesem zähen Jahr. Ich bin mutig und man muss über seine Grenzen gehen um zu wachsen. Wenn man sich zurück zieht und sich sagt, das kann ich nicht, verweilt man in dem alten Graben. Man stagniert. Doch wenn man sich dem mutig entgegen stellt und sagt, ich gehe weiter, ich versuche es nochmal und nochmal bis es gelingt, schaut man auf etwas zurück, worauf man stolz sein kann. Egal wie weh es tut, egal wie sehr man sich die Knochen bricht, es wird vergehen und es wird weniger wehtun. Denn eines passiert immer: es geht weiter.
„Ich glaube, das einer der Irrglauben ist, dass wir glauben, dass wir manche Menschen, die uns begegnet sind, nie mehr das geben können, was wir an ihnen liebten.“